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veröffentlicht am

„Familientherapie im Hier und Jetzt – Starkes Ich, starkes Wir“

Das Buch zu den Grundlagen erlebnisorientierter Familientherapie

Es ist entscheidend für unser Wohlergehen und unsere Entwicklung, wie es uns mit den Menschen geht, mit denen wir zusammenleben, also in welchem Maße wir in der Lage sind, wir selbst zu sein – und gleichzeitig miteinander zu sein. Dass die klassische Kernfamilie heute oft durch neue Familienformen ersetzt wird, hat diesen Aspekt nicht weniger wichtig gemacht.

Ruth Hansen und Peter Mortensen beschäftigen sich in ihrem Buch mit der Bedeutung der nahen Beziehungen und insbesondere damit, wie erlebnisorientierte Familientherapie eine Hilfe sein kann, wenn man in unbefriedigenden oder symptomschaffenden Arten des Zusammenseins feststeckt. Menschen, die sich privat dafür interessieren, wie sie selbst daran mitwirken können, ihre wichtigen Beziehungen zu nahen Menschen zu beeinflussen, finden im Buch eine Vielzahl von konkreten Beispielen für Interaktionen.

Gleichzeitig bündeln sie ihre über dreißigjährige Erfahrung in der Ausbildung von Familien- und Psychotherapeut*innen zu einem Grundlagenbuch der erlebnisorientierten Familientherapie. Es gibt eine Einführung in die der erlebnisorientierten Therapieform zugrundeliegenden Theorien, Arbeitsweisen und thematischen Schwerpunkte. Dabei richtet es sich konkret und praxisorientiert an Fachleute, die eine Ausbildung als Familientherapeut*in in Erwägung ziehen oder diese schon absolviert haben. Ein absolut wertvoller Beitrag für die Arbeit der „erlebnisorientierten Familientherapie“.

Aus dem Vorwort von Jesper Juul: „Es ist mir eine enorme Freude, ein Buch zu lesen, das uns drei Jahrzehnte lang gefehlt hat und das ich selbst nie hätte schreiben können. (…) Die beiden Autoren dieses Buches waren von Anfang an dabei und verdienen große Anerkennung. Sie waren für die Kontinuität in der Entwicklung von Theorie und Methodik verantwortlich und debütieren jetzt als Autoren dieses gut geschriebenen und gut lesbaren Buches, das die roten Fäden beschreibt, die wir in einer großen interdisziplinären Gruppe von Kolleginnen und Tausenden von Familien in ganz Europa gemeinsam entwickelt haben.“

Es war spannend für mich, genau das zu lesen, was wir in unserer vierjährigen Ausbildung am ddif praktizieren. Mir gefällt sehr, wie Ruth Hansen und Peter Mortensen die „unspezifischen“ Fähigkeiten definieren und in den Mittelpunkt rücken. Dazu gehören unter anderem, sich selbst als Person immer wieder neu kennenzulernen, den eigenen individuellen Stil zu finden, sich jedes Mal aufs Neue zu Kontakt, Beziehung und Empathie zu befähigen. Nur dann können Therapeut*innen ihr fachliches Wissen und ihre professionelle Perspektive wirkungsvoll umsetzen.

 

Familientherapie im Hier und Jetzt.
Starkes Ich – starkes Wir
Ruth Hansen, Peter Mortensen
344 Seiten, edition +plus
Preis: 33,00 € plus 2,25 € Versandkosten.

Wir senden Ihnen gerne ein Exemplar zu. Sie können das Buch per Mail unter Angabe Ihrer Postadresse bei uns bestellen. Zahlung per Rechnung.

Abschnitt aus dem Kapitel: Der therapeutische Raum – Persönlich sein (S. 57 ff)
Persönlich und privat sein, sind zwei verschiedene Dinge. Das private Leben der Therapeutin ist im Prinzip nicht von Bedeutung für das Gespräch. Sie jedoch im Gespräch persönlich zu verhalten, dann Kontakt schaffen und die Fähigkeiten der Familienmitglieder, persönlicher und direkter miteinander in Beziehung zu treten, fördern. Sich persönlich auszudrücken, setzt voraus, dass man die eignen Gefühle und Körperempfindungen wahrnehmen kann und dass man während des Gesprächs gleichzeitig seine selbstbezogenen oder voreingenommenen Gedanken und die stringenteren akademischem und fachspezifischen Überlegungen und Blickwinkel bewusst wahrnimmt. Es erfordert Übung und viel Selbsterkenntnis, sich selbst wahrzunehmen und all das, was ein Familiengespräch auf der inneren Ebene typischerweise bei der eigenen Person aktiviert, einzuordnen. Das Gegenteil – sich gegenüber den eigenen Gefühlen zu verschließen – wird im besten Fall zu einem Mangel an Präsenz und so zu einer verminderten Empathiefähigkeit führen. Daher besteht die Übung darin, wahrzunehmen, sich bewusst zu machen und zu sortieren, wann das Aussprechen persönlicher Reaktionen Sinn macht, wann man besser wartet und wann diese überhaupt keine Relevanz für das Gespräch haben.

Für die Anfängerin oder die noch wenig erfahrene Therapeutin ist diese Sortierung natürlich sehr schwierig. Es gibt unzählige Fallgruben. Vielen wird es passieren, dass sie selbstbezogen und vor allem mit dem eigenen Wunsch, eine gute Therapeutin zu sein, beschäftigt sind, oder dass sie von der Dynamik und den Schwierigkeiten der Familie so verschlungen werden, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich einen professionellen Überblick zu verschaffen.
Sich als Therapeutin persönlich zu verhalten, mag wie eine einfache Forderung klingen – in der Praxis ist es jedoch eine große und komplexe Aufgabe, die eigenen Verhaltensmuster von den individuellen Reaktionen und Interaktionen der Familienmitglieder abzugrenzen. Sowohl Selbstabgrenzung als auch Selbstreflexion sind Prozesse, mit denen man als Therapeutin nie abschließt. Stattdessen werden die Fähigkeiten in Gesprächen mit Klientinnen fortwährend herausgefordert und müssen immer wieder aufs Neue erworben werden.“

Shybbe (2015) fasst die Herausforderungen und die Belohnung dabei schön zusammen:
„Im Geiste von Kirkegaard möchte ich mit diesem Gedanken schließen: Sich selbst besser kennenzulernen, wenn man anderen hilft, ist eine leidenschaftliche, sinnvolle und erbauliche Art zu leben.“ (S. 12. Übersetzt von Tine Madsen)“

Titelbild: Rebecca Hinzmann

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Familientherapie und Beratung
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