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Sommersprossen auf den Knien

Aus der Perspektive der fast 10-jährigen Tonje erzählt, fängt Maria Parr das Leben in all seinen Facetten ein. Alles darf da sein: Schmerz und überbordende Freude, Übermut und Verzagtheit, Einsamkeit und innige Nähe. Dadurch strahlt durch alle Irrungen und Wirrungen der Geschichte eine Lebendigkeit, die ansteckend ist.
Tonje ist im Glimmerdal das einzige Kind und ihr bester Freund ist der alte Gunnvald.

„Dass so ein alter Kerl dein bester Freund sein kann“, sagte sich Tonje in manch schwerer Stunde.
Es gibt wirklich keine große Auswahl hier im Glimmerdal.“
Aber in ihrem Innneren weiß Tonje, dass Gunnvald auch ihr bester Freund wäre, wenn in jedem Haus im ganzen Tal zehn Jahre alte Kinder leben würden. Sie mag Gunnvald so gern, dass es in ihrem Herzen knackt. (S. 15)

Dass ausgerechnet dieser Gunnvald mit den anderen Erwachsenen ein Geheimnis hat, hätte Tonje nicht erwartet. Dieses Geheimnis kündigt sich mit einem Brief an Gunnwald an, der eines Tages vor Tonje in den Schnee fällt. Und so wird sie, ohne es zu ahnen, die Überbringerin einer Nachricht, die ein langes, großes Schweigen beendet.

Maria Parr gelingt es mit ihren Worten die Menschen im Glimmerdal liebevoll und pragmatisch mit ihren leuchtenden Seiten, Geheimnissen und Ecken und Kanten zu zeichnen. Allen voran Tonje, die mit „Tempo und Zuversicht“ im Glimmerdal herumwirbelt, dabei Menschen und Begebenheiten sehr fein beobachtet und entschieden handelt.

Die Beziehung der Leute im Glimmerdal zu Tonje, ist geprägt durch Tonjes Art. Sie nimmt die Erwachsenen mit all ihren Seltsamkeiten und begegnet ihnen mit der ihr eigenen Offenheit. So sind die Beziehungen meist geprägt von Wärme und Respekt, wobei sie zugleich in ihrem Kind-Sein gelassen wird. Maria Parr beschreibt diese ohne dabei den Konflikten aus dem Weg zu gehen, oder in eine idealisierte Weltsicht abzugleiten. Tonje kann gut unterscheiden, wann sie Mist gebaut hat und wann die Erwachsenen sich schräg verhalten. Es wäre durchaus möglich, das Buch als Inspiration zu Integrität und Verantwortung zu lesen.

„Papa, heute Nacht kannst du schlafen, dann bleibe ich hier sitzen“, bettelte Tonje.“Ich schaffe das!“
„Ich weiß, dass du das schaffst, aber ich erlaube es nicht“, erklärt Papa.
„Aber du bist so müde“, sagt Tonje.
„Ich bin nie müde“, schwindelt Papa und klettert aus der Box.
Er fährt ihr mit der Hand durchs Haar.
„Heute gibt es Rentierklöße“, sagt er.
„Ich bin nicht traurig“, schwindelt Tonje. „Ich bin nie traurig.“
Papa zwickt sie im Nacken und dann gehen sie hinaus in die Sonne. (S. 194)

Dieses Buch ein Schatz.

Sommersprossen auf den Knien
Maria Parr
256 Seiten, Dressler
ab 8 Jahre

Bild: © Dressler Verlag, Hamburg.
Text: Rebecca Hinzmann

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