Neulich hatte ich eine Familie in Beratung. Es ging um das Thema Schule. Der Vater hatte zweimal eine Klasse wiederholen müssen und würde seinem Sohn dieses Schicksal gerne ersparen. Der Sohn sei intelligent, mit nur ein wenig Anstrengung wäre das kein Problem. Der Sohn zeigte sich gegenüber den Weisheiten seines Vaters erwartungsgemäß wenig begeistert…
Für mich war diese Begegnung Anlass, darüber nachzudenken, wie und ob es uns gelingen kann, aus den Fehlern anderer zu lernen – oder müssen wir zwangsläufig alles selbst ausprobieren?
Wie ist es mit Erfahrungen aus zweiter Hand – secondhand Erfahrungen sozusagen. Und ich musste denken, dass es da vielleicht Parallelen zu secondhand Kleidung gibt: Meine Töchter lieben es, über meinen Kleiderschrank herzufallen und meine Kleider auszuprobieren – einiges sieht albern aus, passt nicht, gefällt nicht. Anderes finden sie „cool“ und manches wandert sogar klammheimlich von meinem Schrank in ihren. Wie anders ist das mit den abgelegten Sachen der großen Schwestern oder Brüder. Etwas auftragen müssen, Kleidung tragen, die man sich nicht selbst ausgesucht hat. Praktisch, oftmals notwendig und gleichzeitig höchst unpopulär.
Ich denke, in diesem Sinne können wir unsere Erfahrungen unseren Kindern eher als den Inhalt unseres Kleiderschranks anbieten: Schau es Dir an und wenn Dir etwas gefällt oder nützlich erscheint, bediene Dich!
Titelbild: [Sophia]/stock.adobe.com
Text: Cornelia Stöckel
