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Worum geht es gerade – die Stabilität im Inneren, oder den Halt im Außen?

In den Wochen vor Weihnachten bin ich auf mehrere Artikel zum Thema Lob und loben gestoßen. Verschiedene Arten von Lob wurden beschrieben, es soll „nicht zu viel“, aber auch „nicht zu wenig“ sein, es gelte „das recht Maß“ zu finden… Was auch immer das rechte Maß dann ist.

Psychologie Heute führte ein Gespräch mit Cornelia Stöckel, Dozentin am ddif, und mit Moritz Daum, Entwicklungspsychologe an der Universität Zürich. Ihr Thema war: Wie können wir das Selbst(wert)gefühl unserer Kinder stärken?

Cornelia Stöckel brachte eine entscheidende Unterscheidung in das Gespräch ein: Lob bezieht sich immer auf Leistung – auf das Können, Fähigkeiten und Fertigkeiten. Es geht um Dinge, die sich messen, vergleichen und bewerten lassen: Das Lob für ein schön gemaltes Bild, einen gebackenen Kuchens, gute Noten, das Schuhe zubinden, den Vortrag eine Musikstücks, die schöne Schreibschrift. Lob betrifft alles, was ich lernen, üben, verbessern kann. 

Das Selbst(wert)gefühl erfährt dadurch jedoch nur geringfügige Stärkung, da es diejenigen Anteile im Menschen betrifft, die nicht durch Anstrengung oder Mehrarbeit verbessert werden können. 

Um das Selbst und das eigene Sein zu stärken, hilft zum einen, sich selbst wahrzunehmen und kennenzulernen. Was macht mich aus? Wie ist mein Wesen? Was weiß ich über mich, wie kenne ich mich? Mehr über sich zu erfahren und sich zu erleben, ist ein fortwährender Prozess und begleitet einen Menschen sein Leben lang. 

Zum anderen stellt sich allen Menschen die Frage: Wie annehmend oder ablehnend ist meine Haltung mir selbst gegenüber? Alle kennen Anteile von sich, die sie mehr oder weniger mögen. Ein nüchterner Blick und eine nüchterne Einschätzungen gegenüber den Gegebenheiten, die das eigene Wesen ausmachen, gehören zum soliden Fundament des Selbstgefühls. 

Lobende Worte und der Ansporn zur Verbesserung bewirken wenig wenn es um diese wesentliche Ebene geht. Wirksam dagegen sind anerkennende Worte. Das Nachempfinden, wie die andere Person fühlt und den Eindruck benennen, den sie auf mich macht.  „Ich sehe dich. Ich nehme dich wahr, so wie du gerade bist, mit deinem Kummer, deiner Zufriedenheit, deiner Freude.“ 

Wahrnehmende und beschreibende Sätze als Angebot und nicht als definierend formuliert, erzeugen Resonanz und stärken damit das Selbstgefühl.

Diese Unterscheidung halte ich für essentiell und klärt die für mich oft verwirrende Diskussion ums Loben. Ein Lob kommt von jemandem, der mein Produkt, meine Leistung, meine Erfolge einschätzt, misst, vergleicht und schließlich für gut befindet. Darüber kann ich mich freuen – oder enttäuscht sein, wenn das Lob ausbleibt.  

Anerkennung dagegen würdigt das momentane Sein und Empfinden einer Person gegenüber sich selbst oder gegenüber der aktuellen Situation. Dazu gehören die gesamte Gefühlspallette, das Erleben von Hochs und Tiefs, Hadern oder Zufriedensein mit dem eigenen Sein – unabhänig von dem, was wir leisten.

Diese Unterscheidung zwischen Lob und Anerkennung ist meiner Ansicht nach mehr als eine theoretische Feinheit – sie beschreibt zwei grundlegend verschiedene Formen von Rückmeldung.  Beide Rückmeldungen können wir gut gebrauchen. Und es ist gut zu verstehen und zu unterscheiden, worum es gerade geht. Die Stabilität im Inneren oder der Halt im Außen? Die Leistung oder das So-Sein?

Und was immer geht: sich mit und für jemanden freuen, Dinge schön finden, die jemand macht und das Zusammensein genießen. 

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