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„Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“

Dieser Satz von Hannah Arendt war auf A. Eichmann gemünzt, der im Prozess gegen ihn, die Verantwortung und Schuld für den Mord an der jüdischen Bevölkerung von sich zu weisen versuchte, da er sich dem Gehorsam verpflichtet hätte.
„Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“ ist eine radikale Aussage, die als Thema gut ins ddif passt. Die Annahme der Umkehrschluss sei Ungehorsam, trifft ganz und gar nicht zu. Wenn ich in den Mustern der Gehorsamskultur denke, dann ist jeder der nicht gehorcht, ungehorsam. Das ist eine Sackgasse, in der viele Erwachsene lange feststeckten und noch feststecken.
Im Buch „Vom Gehorsam zur Verantwortung“ beschreiben Jesper Juul und Helle Jensen den Paradigmenwechsel und benennen Verantwortung als die Alternative zum Gehorsam. Sie verdeutlichen die Dimension der Verantwortung, die Kinder von Anfang mitbringen. Der Prozess die persönliche Verantwortung für das eigene Wohlbefinden, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen, mehr und mehr zu übernehmen, beginnt mit der Geburt. Eine der ersten Möglichkeiten zu signalisieren, dass etwas genug ist, ist das Wegdrehen des Kopfes. Kinder brauchen Erwachsene, die ihnen ihre persönliche Verantwortung zugestehen, sie dabei in ihrem Heranwachsen ernst nehmen und unterstützen.

Die Fähigkeit persönliche Entscheidungen zu treffen, die neben den eigenen Bedürfnissen auch andere Aspekte berücksichtigt, wächst durch erwachsene Bezugspersonen, die offen dafür sind, diese Zeichen wahrzunehmen, in ihre Entscheidungen einzubeziehen und den Abwägungsprozess, der Entwicklung des Kindes angemessen, zu gestalten. Gleichermaßen sind Erwachsene Vorbilder für Kinder und Jugendliche, darin, wie sie Verantwortung für sich, ihre Entscheidungen, Handlungen und Reaktionen übernehmen.

Gehorsam, der Autorität unhinterfragt Gehör zu schenken und zu gehorchen, entbindet nicht von der Eigen-Verantwortung. Aber wir wissen auch wie stark das Bedürfnis nach Anerkennung und der Wunsch, ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft zu sein und zu kooperieren, in uns verwurzelt ist.

Der Aushandlungsprozess zwischen Integrität und Kooperation, zwischen den eigenen Bedürfnissen und Grenzen und denen anderer, stärkt einen Muskel, der hilft, die eigene Verantwortung (die persönliche und die soziale) übernehmen zu können. Auf diese Weise entspringt die soziale Dimension der Verantwortung, also die Verantwortungsübernahme für das Miteinander, einem menschlichen Grundbedürfnis sich in die Gemeinschaft einzubringen und einen Beitrag für das Wohlergehen aller zu leisten, ohne sich dabei selbst aufzugeben oder zu übergehen. Eine der wertvollsten Erfahrungen dafür ist sicher, dass ich als Kind lernen darf meine eigene Stimme, mein „Ja“ und mein „Nein“ zu finden, indem sie ernst genommen wird – ohne sie dabei zum alleinigen Richtwert der Entscheidung zu machen.

Titelbild: Rebecca Hinzmann

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